Dr. phil. I, geboren 1943
Beiträge zur Häresiologie unter dem Titel des «Prometheischen»
«Prometheus» bezeichnet die exzentrische Bahn der Menschheit auf der Suche nach sich selbst.
Da Prometheus vor allem seiner Sache treu bleiben will, die allerorten und ständig verraten wird,
ist er ein Häretiker und als solcher rebellisch und schöpferisch zugleich. Die Verbundenheit
mit dem, was ihm anliegt, und das Leiden daran befähigt ihn zur notwendigen Verwandlung. Dieser
geistesgeschichtliche Prozess wird dargestellt in:
Die Krise der Neuzeit, oder: Das Drama der prometheischen Selbstsetzung.
Fortschreitende Essays zur deutschen Literatur im Rahmen der europäischen Kulturentwicklung.
Mit einer einleitenden Studie zur historischen Vernunft von Christoph Dejung. 3 Bände in Leinen,
1423 Seiten, Wiesbaden 1995 (ISBN 3-929198-11-8). Das Werk kann beim Autor günstig zum Preis von
SFR 130.- bestellt werden: hluessi@swissonline.ch
Aufsässigkeit. Plädoyer für das Widersacherische aus theologischer Sicht.
113 Seiten broschiert, Werner-Eichbauer-Verlag, Wien 2001; ISBN 3-901699-20-1.
Der Preis des Buches beträgt SFR. 43.-.
Die französische Übersetzung (La dissidence. Plaidoyer pour l'esprit de contradiction
d'un point de vue théologique) ist erschienen. Der Text kann bei der oben erwähnten Adresse
bestellt werden.
Nach der breit angelegten Untersuchung «Die Krise der Neuzeit» (Wiesbaden 1995) legt Heinrich
Lüssy, Lehrer für Deutsch und Philosophie an der Alten Kantonsschule Aarau,jetzt ein Büchlein
vor, das das Thema der prometheischen Ausrichtung der Menschheit vom theologischen Aspekt her
begreift; sein Titel: «Aufsässigkeit. Plädoyer für das Widersacherische aus theologischer Sicht»
(Werner Eichbauer-Verlag, Wien). Der Text geht von der Erfahrung aus, dass der Gerechte in dieser
Welt scheitert, dass er verfolgt wird und getötet. Angesichts dieses Skandals entsteht der Kampf
um die Wirklichkeit Gottes. Aus der Klage wird die Anklage. An diesem Punkt setzt die Theologie
ein, die hier prometheisch genannt wird, im Gedenken an den griechischen Schöpfer und Anwalt des
Menschen, der von Gott verfolgt und gekreuzigt wurde. Seine Funktion ist in der Bibel verwischt,
weil die Empörung, das Widerständige und Aufsässige in der Tradition zunehmend Mit dem Bösen
identifiziert und vom Ganzen der menschlichen Geschichte mit Gott abgespaltet, das heißt dämonisiert
wurde. Prometheische Theologie gedenkt des Vernichteten, sie hält inne beim Negativen, beim Bruch,
bei der Krise, bevor der Jubel über erneuertes Leben alles aufhebt und die Erinnerung gefährdet.
Die Konzeption eines guten Gottes, dem eine böse dämonische Macht gegenüber steht, hat ganz
verhängnisvolle Konsequenzen für unsere Kultur, insbesondere für die Erziehung. Der Autor wendet
sich denn auch entschieden gegen eine Pädagogik, in der Moral zum Erziehungsmittel wird. Ebenso
kritisch wird der Liebesanspruch unter die Lupe genommen und gezeigt, wie Liebe pervertiert, wenn
sie der Gruppenbildung dient (zum Beispiel die «christliche» Liebe). Die Praxis, die sich aus
der prometheischen Theologie ergibt, ist das Gemeinwerk. In der Überzeugung, dass das solidarisch
unternommene Gemeinwerk das Dasein ist, das der Würde und der Freiheit des Menschen wirklich
angemessen ist, will die vorliegende Untersuchung das entsprechende Bewusstsein für eine Erneuerung
unserer Kultur vorbereiten. Das Buch richtet sich nicht in erster Linie an Fachleute, sondern
an alle Menschen, die die Frage nach dem Weg und dem Ziel der Menschheit für entscheidend halten.